Gründerportraits
„Wenn man einen Traum hat, muss man am Ball bleiben“
Jessica Gab-Klinger hat mit „Mache ma“ eine Alltagshilfe für Senioren gegründet
Die Idee sich selbstständig zu machen, kam Jessica Gab-Klinger bereits während ihres Studiums. Die 32-Jährige aus Althornbach hat Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Unternehmertum studiert und sich im Rahmen ihrer Bachelorarbeit mit Senioren und Hilfsbedürftigen in Zweibrücken befasst. „Ich hatte immer schon gerne Kontakt zu älteren Menschen um ihnen im Haushalt und bei Besorgungen zu helfen. Der Bedarf ist riesig, denn immer mehr Menschen wollen so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben, benötigen aber zunehmend Hilfe bei alltäglichen Dingen“, erzählt die junge Mutter. Auf ein erstes Beratungsgespräch bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Südwestpfalz folgten monatelange, intensive Planungen. Anfang des Jahres hat sich Frau Gab-Klinger schließlich ihren Traum von der Selbstständigkeit erfüllt und eine Alltagshilfe für Senioren gegründet.
„Mache ma“ erleichtert hilfsbedürftigen Senioren, Menschen mit Beeinträchtigung und vorhandenen Angehörigen den Alltag. Das Serviceangebot beinhaltet unter anderem Wohnungsreinigungen, Essensvorbereitung, die Pflege von Haustieren und das Erledigen von Botengängen. Da die Alltagshilfe auch für Senioren ohne Pflegegrad gedacht ist, stellt das Geschäftsmodell eine bezahlbare Alternative zum Pflegedienst dar ‒ und wird dankbar angenommen. Im Schnitt hat Frau Gab-Klinger drei Kunden pro Tag, mit zwei weiteren wäre sie voll ausgelastet. Aus diesem Grund hat die 32-Jährige bereits drei Aushilfen eingestellt um weitere Aufträge annehmen zu können.
Ihr Resümee nach den ersten Monaten fällt positiv aus: „Ich bin froh, den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt zu haben und jetzt mein eigener Chef zu sein. Mein Studium hat mir bei der Gründung definitiv geholfen, da Businesspläne und Kostenkalkulationen nichts Neues für mich waren. Aber auch mein Umfeld hat mich von Anfang an unterstützt. So stand mir bei der Konzeptentwicklung und der Gestaltung meines Onlineauftrittes ein enger Vertrauter zur Seite, ohne den ich das alles nicht geschafft hätte“, so die junge Unternehmerin. Ihr Rat für andere (zukünftige) Gründer: „Wenn man einen Traum hat, braucht man viel Durchhaltevermögen und muss man am Ball bleiben. Denn es lohnt sich.“
„Wir waren schon immer sehr nahe mit der Natur verbunden“
Familie Keller bietet mit ihrer Landfleischerei eine wertvolle Ergänzung zur Wasgauschäferei
Es gibt viele gute Gründe, um regionale Produkte zu kaufen: Klimaschutz, Landschaftspflege und Unterstützung der heimischen Wirtschaft zum Beispiel. Aber die Konsumenten tun sich auch selbst etwas Gutes, denn die Lebensmittel, die aus der Region stammen, zeichnen sich in der Regel durch Frische und Qualität aus. In der Südwestpfalz bietet seit Frühjahr 2014 die Landfleischerei Keller besonders hochwertiges Fleisch aus eigenem Schlachtbetrieb an.
Den Grundstein dazu legte die Familie Keller bereits im Jahre 1983, als sie sich mit der Wasgauschäferei einen Traum erfüllte. „Da wir schon immer sehr nahe mit der Natur verbunden waren und uns an der Vielfalt von Fauna und Flora erfreut haben, entschlossen wir uns, diese auf traditionellem Weg zu erhalten und zu pflegen“, erklärt Michael Keller, der Inhaber des Familienbetriebs.
Mit einer Hobbyzucht, die aus einem Schaf mit Zwillingen und einem Lammbock bestand, fing es ganz bescheiden an. Aber 1990 war die Herde bereits auf ca. 100 Mutterschafe angewachsen. Drei Jahre später wurde der Betrieb, der inmitten des Wasgaus malerisch am Fuß der Burgruine Drachenfels in Busenberg liegt, dann von einem Hobby zum Haupterwerb umstrukturiert. Heute gehören etwa 550 Mutterschafe und Lämmer dazu. Zusätzlich hat die Familie seit 2002 eine Rinderherde aufgebaut, die inzwischen mehr als 25 Ammenkühe umfasst.
Da lag es nahe, als Ergänzung zur Tierzucht eine eigene zugelassene EU-Schlachtstätte einzurichten, um die Kunden flexibler und schneller mit frischem Fleisch versorgen zu können. Das Schlachthaus bietet aber auch anderen kleinen Betrieben in der Region die Möglichkeit, unter Einhaltung der Hygienevorschriften zu schlachten und dabei die höchstmögliche Qualität des Fleisches zu garantieren.
Bei der Realisierung dieses Vorhabens wurde Familie Keller von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Südwestpfalz intensiv unterstützt. Deren Geschäftsführerin Miriam Heinrich lobt die Idee: „Wirtschaften im Einklang mit der Natur – das ist eine wertvolle Bereicherung für unsere Region. Außerdem wächst die Nachfrage der Verbraucher nach regional erzeugten Lebensmitteln, die unverfälschten Genuss bieten.“ Gefördert wurde das Vorhaben durch das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Neustadt/Weinstraße.
Die Einrichtung einer eigenen Schlachtstätte hat sich als lohnende Investition erwiesen. „Wegen der starken Nachfrage erweitern wir laufend unser Sortiment“, erläutert Michael Keller. Der Betrieb bietet größtenteils Fleisch aus eigener Zucht, vor allem Lammspezialitäten aller Art: Bratwurst, Merguez, Käsegriller, fertig gewürzten Rollbraten, Leberknödel, Salami, Leberwurst, Pasteten, Chorizo und viele mehr. Aus der eigenen Rinderherde kommen Braten, Rouladen, Steaks, Suppenfleisch, Bratwurst, Leberknödel, Salami, Schinken und verschiedene Grillspezialitäten. Das Schweinefleisch, das ebenfalls zu einer Vielzahl von Produkten verarbeitet wird, stammt von einem kleinen Partnerbetrieb aus der Nachbarschaft, der ebenso wie die Landfleischerei Keller großen Wert auf eine gute und gesunde Zucht legt. Die Kunden sind äußerst zufrieden, denn die Qualität schmeckt man heraus – da braucht man auch keine Geschmacksverstärker mehr!
„Die Rumbacher sollen im Dorf einkaufen können“
Cindy Langenberger und Sabine Gimber eröffnen Dorfladen mit regionalem Konzept
Frisches Gemüse und Obst aus regionalem Anbau, Wild von der Rumbacher Jagdgenossenschaft, Mehl aus der Mühle in Rieschweiler-Mühlbach, Backwaren aus Petersbächel; dazu gibt es die eigens für das Geschäft zusammengestellte Kaffeemischung „Salztrippler“ und den Rumbacher Rahmkuchen:
Das Konzept des „Dorfladen Rumbach“ ist stimmig und richtig gut umgesetzt. Cindy Langenberger und Sabine Gimber haben sich mit ihrem Geschäft in der Dorfmitte einen Traum erfüllt. Die Idee dafür hatten die beiden Freundinnen schon länger. Als der Bäckerladen schloss, ergriffen sie die Gelegenheit. In Eigenregie haben sie den Laden renoviert, in Gesprächen mit den Rumbacher Bürgern die Nachfrage und das Sortiment zusammengestellt. Seit 1. Dezember 2018 ist geöffnet. Morgens um drei Uhr klingelt bei den Frauen der Wecker. Los geht es um vier Uhr in der Früh. Dann werden frische Brötchen gebacken und Belegte zubereitet. Es gibt Lebensmittel für den täglichen Bedarf, Getränke und zudem einige Tische, die den Laden auch zum Treffpunkt werden lassen. „Die Rumbacher sollen im Dorf einkaufen können“, betonen sie. Die beiden Frauen sind überzeugt von ihrer Idee. Die erste Resonanz gibt ihnen auf jeden Fall recht. „Wir werden sehen, wie wir unser Konzept weiterentwickeln können“, sagt Langenberger.
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 6 bis 12 Uhr, Donnerstag- und Freitagnachmittag von 15 bis 18 Uhr, sowie Samstag von 6.30 bis 12 Uhr
„Wenn es so bleibt, bin ich vollauf zufrieden“
Laura Roos hat sich mit dem Kosmetikstudio LaBelle im deutsch-französischen Grenzgebiet selbstständig gemacht.
Kosmetik, Massagen, Maniküre, Fußpflege, Parfüm und Schmuck: Wer seinem Leib und seiner Seele etwas Gutes tun will, ist im Kosmetikstudio LaBelle von Laura Roos in Hornbach bestens aufgehoben. Der französische Name, der „Die Schöne“ bedeutet, passt perfekt ins pfälzisch-lothringische Grenzgebiet.
Laura Roos hat den Standort ihres Kosmetikstudios nach einer umfassenden Analyse bewusst ausgewählt und damit erfolgreich eine Marktnische zwischen Zweibrücken und Bitche besetzt. Sie hat auch viele Kundinnen und Kunden aus Lothringen, da es auf der anderen Seite der Grenze kein vergleichbares Angebot gibt. Inzwischen ist sie in Hornbach gut etabliert und kennt fast jeden im Ort.
Zu vielen Kundinnen und Kunden hat sie eine enge persönliche Beziehung aufgebaut. Sie liebt es, sie zu verwöhnen und lässt sich immer wieder neue Überraschungen einfallen, zum Beispiel liebevoll verpackte Aufmerksamkeiten zu Ostern und Weihnachen oder ein Adventsfest, bei dem sich der ganze Hof in ein wunderschön dekoriertes Weihnachts-Wunder-Paradies verwandelt.
„Es macht viel Arbeit, aber auch viel Spaß“, sagt sie strahlend. Ihre hohe Motivation bezieht sie aus den positiven Rückmeldungen der zufriedenen Kunden: „Da merkt man, dass sich das Engagement lohnt.“
Schon als Jugendliche war ihr klar, dass sie sich einmal selbstständig machen wollte. Deshalb absolvierte sie eine gründliche Ausbildung als Wellness-Spezialistin und sammelte einige Jahre Berufserfahrung, bevor sie ihren Traum verwirklichte. Das Geschäft läuft sehr gut. „Wenn es so bleibt, bin ich vollauf zufrieden“, erklärt sie.
Sehr gezielt hat sich Laura Roos auf die Selbstständigkeit vorbereitet. Sie besuchte ein mehrtägiges Existenzgründerseminar, wo sie zum Beispiel lernte wie man einen Businessplan erstellt und was man bei der Standortwahl beachten muss. „Für mich persönlich war es richtig gut“, meint sie im Rückblick. „Ohne das Seminar wäre es für mich sehr schwierig geworden.“
Angehenden Existenzgründern empfiehlt sie, sich nicht entmutigen zu lassen, falls es nicht auf Anhieb so läuft wie geplant. Ein neues Angebot müsse sich erst herumsprechen. „Eine persönliche Empfehlung ist die beste Werbung“, findet sie. Das Wichtigste aber sei die Liebe zum Beruf. „Man sollte wissen, was man will und das auch umsetzen“, betont sie. „Die Kunden merken, wenn man nicht voll dahintersteht.“
„Wir arbeiten da, wo andere Urlaub machen“
„Der Schabenkönig“ aus Fischbach: Iris Faust verkauft selbst gezüchtete Futtertiere
Wenn man sie ganz genau und vorurteilsfrei betracht, dann stellt man fest, dass sie eigentlich genauso attraktiv sind wie ihre Namen: die in sattem Braun glänzende Schokoschabe, die preisgekrönte grüne Bananenschabe, die rundliche argentinische Waldschabe und die elegante Madagaskar-Fauchschabe. Die grüne Bananenschabe legte sogar eine Karriere als Model hin – mit einer außergewöhnlichen Aufnahme von ihr gewann ein Forscher einen Preis beim Fotowettbewerb des amerikanischen Wissenschaftsjournals „Science“.
Kein Wunder, dass Iris Faust die Zucht dieser faszinierenden Tiere zu ihrem Beruf gemacht hat und sie gerne verwöhnt. Ihre schönen Schaben werden in sauberen Plastikboxen bei kuscheligen 28 bis 30 Grad gehalten und mit leckerem Futter aus eigener Herstellung, dem auch süße Obststückchen beigemengt sind, aufgepäppelt. Anschließend werden die Tiere als Lebendfutter für Reptilien verkauft.
Diese ungewöhnliche Geschäftsidee hat Iris Faust mit tatkräftiger Unterstützung ihres Mannes 2010 in Fischbach verwirklicht. 2011 wurde sie dafür mit dem dritten Platz beim GriPS-Award Pirmasens ausgezeichnet.
Dank seiner hervorragenden Qualität hat sich „Der Schabenkönig“ schnell einen guten Ruf erworben. In luftdurchlässigen Spezialboxen werden die Schaben an Stammkunden in ganz Europa verschickt. „Es geht kontinuierlich bergauf“, freut sich Iris Faust. „Die Grundlage ist geschaffen.“ Sie plant weitere Investitionen, um Wachstum zu erzeugen. Durch Online Marketing Tools will sie ihre Marktposition ausbauen.
Mit der Selbstständigkeit wollte Iris Faust ihrem Leben eine neue Richtung geben: „Selbstbestimmt leben und arbeiten zu können, bietet ein hohes Maß an Lebensqualität, das ich lange gesucht habe.“ Zur Vorbereitung hat sich die Bürokauffrau und Familienpflegerin gründliche Fachkenntnisse angeeignet und ein Existenzgründerseminar besucht. Außerdem war sie bei der Industrie- und Handelskammer, der Agentur für Arbeit sowie der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Südwestpfalz (WFG), die sie damals bei der Immobiliensuche und der Finanzierung beraten hat.
Die gebürtige Brandenburgerin fühlt sich in der Südwestpfalz dank der schönen Landschaft und der freundlichen Menschen sehr wohl. „Wir arbeiten da, wo andere Urlaub machen“, stellt sie zufrieden fest.
Wer mit dem Gedanken spielt sich selbstständig zu machen, sollte von der Geschäftsidee und den eigenen Fähigkeiten überzeugt sein, meint Iris Faust. Unerlässlich sei auch, Beratung zu suchen und anzunehmen. Rückschläge sollten akzeptiert und als Chancen begriffen werden. Und das Wichtigste von allem: „Die Arbeit muss Spaß machen.“