Die Pläne für ein interkommunales Gewerbegebiet rund um den Bahnhof Biebermühle konkretisieren sich. Landrätin Dr. Susanne Ganster und die beiden Verbandsbürgermeister Wolfgang Denzer, Verbandsgemeinde Rodalben, und Thomas Peifer, Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Wallhalben, bescheinigten dem Areal bereits vor zwei Jahren großes Potenzial. „Durch eine Reaktivierung und Aufwertung der Brachflächen wollen wir diese einer höherwertigen Nutzung zuführen und somit dem Gewerbeflächenmangel in der Region Südwestpfalz entgegenwirken. In den letzten fünf Jahren konnten zahlreiche Gewerbeflächen verkauft werden und die Nachfrage ist trotz der Corona-Krise weiterhin hoch. Wir möchten Unternehmen eine Perspektive zur Ansiedlung aufzeigen und neue Arbeitsplätze für die Südwestpfalz gewinnen. Ich bin dankbar, dass wir mit dem interkommunalen Gewerbegebiet an der Biebermühle einen Schritt in die richtige Richtung unternehmen“, so Ganster.
Für das Gebiet spricht vor allem die hervorragende Verkehrsanbindung, denn aus verkehrstechnischer Sicht ist die Biebermühle ein wichtiger Knotenpunkt für die Südwestpfalz. So verläuft die Bundesstraße B270 Nord-Süd-Ausrichtung durch das Gebiet. Im Norden zweigt die Landesstraße L477 nach Westen hin ab, im Südosten die Landesstraße L497 in Richtung Rodalben. Zudem liegt die Autobahn A62 nur knapp 2,4 Kilometer entfernt.
Um die gewerbliche Entwicklung der Biebermühle zielgerichtet voranzutreiben, fand nun eine nicht-öffentliche Informationsveranstaltung für die Gremienmitglieder der beteiligten Gebietskörperschaften statt. Dabei wurden die zwei Machbarkeitsstudien „Biebermühle“ und „Zukünftige Nutzungsmöglichkeiten des Bahnhofsgebäudes Pirmasens-Nord, Biebermühle“ zu dem Vorhaben präsentiert.
Um das gesamte Areal auf seine Eignung als Gewerbegebiet hin zu prüfen, wurde die Machbarkeitsstudie „Biebermühle“ an die BBP Stadtplanung Landschaftsplanung PartGmbB mit Sitz in Kaiserslautern vergeben. Dabei wurde zunächst eine Bestandsaufnahme zur Ermittlung von Flächenpotentialen auf dem Gebiet Biebermühle durchgeführt. Anschließend wurden die Flächenpotentiale unter Berücksichtigung der jeweiligen Restriktionen analysiert, um die Chancen und Risiken zu bewerten. Es folgten Gespräche mit den Eigentümern und Betreibern bezüglich der Flächenverfügbarkeiten und Perspektiven. Die Ergebnisse flossen im nächsten Schritt in jeweilige Strukturkonzepte, welche die Entwicklungsmöglichkeiten unter Berücksichtigung der Kosten- und Nutzenrelationen aufzeigen und dabei auch den jeweiligen landespflegerischen Ausgleichsbedarf ins Auge fassen. Abschließend wurde von BBP ein Strategiekonzept für die zeitliche und organisatorische Umsetzung erarbeitet.
Wie das Planungsbüro bei seiner Abschlusspräsentation am Mittwochabend erläutert, steht auf dem gesamten untersuchten Gebiet eine potenzielle Entwicklungsfläche von etwa 12,7 Hektar zur Verfügung. Denkbar seien unter anderem die Ansiedlung von Handwerksbetrieben, Gewerbe und Industrie, sowie Wissenschaft und Entwicklung, aber auch Nutzungsmöglichkeiten für Freiberufler, Coworking und Start-Ups. Wie groß die zu entwickelnde Fläche am Ende tatsächlich ist, wird sich zeigen, wenn die Planungen für das Gebiet in die Tiefe gehen.
Im Zentrum des Areals Biebermühle steht das in die Jahre gekommene Bahnhofsgebäude Pirmasens-Nord aus den 1930er Jahren. Der Bahnhof dient als wichtiger Knoten- und Umsteigepunkt und hat daher eine elementare Bedeutung für den Landkreis Südwestpfalz. Denn neben der regionalen Verbindung zwischen Pirmasens und Kaiserslautern verläuft hier auch die überregionale Verbindung zwischen Landau (Pfalz) und Saarbrücken (Saarland).
Verbandsbürgermeister Peifer liegt die Sanierung des Bahnhofsgebäudes besonders am Herzen: „Im September 2019 bot sich für die Entwicklungs- und Wirtschaftsförderung (EWFG) meiner Verbandsgemeinde die Gelegenheit, das Bahnhofsareal für 41.000 Euro zu ersteigern. Das in die Jahre gekommene Gebäude soll nach seiner Erneuerung nicht nur das Zentrum des neuen interkommunalen Gewerbegebiets werden, sondern auch eine wichtige Rolle für den Tourismus im Landkreis Südwestpfalz spielen.“ So ist im Erdgeschoss des Bahnhofsgebäudes eine Mobilitätszentrale inklusive Tourist-Info geplant. Daran wollen neben der Südwestpfalz Touristik e.V. und den beiden Verbandsgemeinden Rodalben und Thaleischweiler-Wallhaben gegebenenfalls auch die umliegenden Verbandsgemeinden mitwirken. „Der Tourismus ist auch zukünftig ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor für die Südwestpfalz. Urlaub im Naturpark Pfälzerwald hat sich in den letzten Jahren großer Beliebtheit erfreut. Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, die Hotellerie und Gastronomie der Region, die stark unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie gelitten haben und leiden, zu unterstützen“, so Landrätin Dr. Ganster. Ein Konzept für die Tourist-Info werde derzeit ausgearbeitet.
Um weitere Nutzungsmöglichkeiten zu erarbeiten, wurde das Planungsteam Südwest aus Dahn mit einer Konzepterstellung für die geplante Reaktivierung des Bahnhofsgebäudes beauftragt. Ergänzend zur Tourist-Info mit integrierter Mobilitätszentrale bietet das Erdgeschoss beste Voraussetzungen für die Gastronomie, da hier zum Bahnsteig hin eine Ausgabemöglichkeit als Kiosk besteht. Als weitere potentielle Mieter in den beiden oberen Stockwerken sieht das Planungsteam Südwest beispielsweise Ärzte oder das DRK, aber auch Büroräume mit Coworking-Arbeitsplätzen. In der Schalterhalle im Erdgeschoss soll in Form einer Dauerausstellung zudem auf die Historie des Gebiets Biebermühle aufmerksam gemacht werden.
Inhalt der Machbarkeitsstudie war zudem die Überplanung und Umgestaltung des angrenzenden Vorplatzes, da dieser eine wichtige Rolle für den Öffentlichen Personennahverkehr des Landkreises spielt. Darüber hinaus sind etwa 70 PKW-Stellplätze auf dem Vorplatz des Gebäudes geplant, sowie Abstellflächen für Fahrräder und E-Lade-Stationen.
Nicht weit vom Bahnhofsgebäude entfernt liegt das Freibad Biebermühle der Verbandsgemeinde Rodalben. Das Bad soll im Rahmen des Aufwertungsvorhabens auf dem gesamten Gebiet ebenfalls saniert werden, eine entsprechende Förderung über 1,7 Millionen hat der Bund bereits zugesagt. Die Fördersumme entspricht 45 Prozent der Gesamtkosten in Höhe von 3,8 Millionen Euro, die der Umbau vom Freibad in ein Naturbad kosten wird. „Aufgrund der Mängel an Becken, Sprungturm und Technik wurde es in den letzten Jahren immer schwieriger Badegäste anzulocken und das bei gleichzeitig steigenden Unterhaltungskosten. Durch den Umbau kann das Freibad zu einem Alleinstellungsmerkmal für die gesamte Südwestpfalz werden, denn durch die gute Anbindung ist das Naturbad auch aus dem Kaiserslauterer und Zweibrücker Bereich gut erreichbar“, so Verbandsbürgermeister Denzer. Geplant seien ein Kombibecken mit Planschbecken für Familien, fünf 25-Meter-Bahnen, sowie eine Breitwellenrutsche und ein Lagunenzugang auf sandigem Boden.
Gegen Ende der Informationsveranstaltung galt es, den Blick auf die nächsten Schritte zu richten. Damit die präsentierten Gestaltungsmöglichkeiten für das Areal Biebermühle baldmöglichst umgesetzt werden können, soll ein Zweckverband gegründet werden, an dem sich neben den beiden Verbandsgemeinden Rodalben und Thaleischweiler-Wallhalben auch die Stadt Rodalben, die Ortsgemeinden Thaleischweiler-Fröschen und Donsieders, sowie die Entwicklungs- und Wirtschaftsförderung (EWFG) der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Südwestpfalz beteiligen wollen. Die entsprechenden Beschlüsse wolle man in den nächsten Monaten fassen.